Die große Manege verwandelt sich plötzlich in einen bescheiden ausgeleuchteten Fleck Bühne, auf dem ein schlankes Männlein erscheint. Zaghaften Schrittes kommt er auf uns zu, verbirgt nicht die Scheu vor seinem - so scheint es - ersten Auftritt vor großem Publikum.
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Sein Haar ist kurzgeschoren, er trägt ein eng anliegendes grellrotes Oberteil, das an den Armen etwas kurz geraten ist. Eine große Tasche aus Leder, die er fest an seine Brust drückt, dient ihm als Halt. Unweigerlich - ich weiß nicht warum - bin ich von dieser Erscheinung gefesselt, teile die Aufgeregtheit dieser Person, die nervös nach Luft schnappt.
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Endlich legt er die Tasche neben sich auf den Boden, kniet sich dahinter nieder. Der Reihe nach schlüpfen aus derselben Bälle hervor, kommen zuerst in einer Geraden zum Liegen, werden dann mit Greifarmen, die sich wie Lianen ineinander verschlingen, in Unordnung gebracht. Die komischen und gleichzeitig präzisen Bewegungen entlocken mir ein Lächeln. Ein inneres Schwanken der Person verwandelt sich jäh in einen Ausdruck unbändiger Freude, begleitet durch spontane Laute der Begeisterung. Imaginäre Fühler werden dem Publikum entgegengestreckt - in zwei Händen vollführen Bälle eine wilde Verfolgungsjagd mit unvorhersehbarem Ausgang. Scheue Blicke treffen uns, Aktionen werden abgestimmt auf unsere Reaktionen - wir fühlen uns miteinbezogen. Ein Zittern in den Händen verlängert sich in ein nervöses Herzklopfen von Bällen, ein Gefühl des Triumphs verwandelt sich in einen Trommelwirbel von einem halben Dutzend Bällen, die Kaskaden in höchster Exaktheit, vollführen, um bald wieder unsicher aus der Reihe zu tanzen. Schließlich verschwindet ein Ball nach dem anderen wieder in der Öffnung der Tasche. Ein spontanes Jauchzen fährt durch den Raum und ein Arm schnellt zum Abschied in die Höhe - das Licht geht aus.
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Jongliertechnik und künstlerischer Ausdruck werden bei Laurent Cabrol zu einem unlöslichen Paar, wobei die Jonglage der Logik der wechselnden emotionalen Zustände folgt, die der Mensch auf der Bühne durchlebt - ein schönes Beispiel dafür, wie Jonglieren und Präsentieren funktionieren kann.
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