Verfasst von Wolfgang Schebeczek (wsch [AT] EUnet . at) am 26. Juli 2000 um 17:15:14:
Als Antwort auf: Job- und Gigvermittlung über Rundmails? verfasst von Wolfgang Schebeczek am 18. Juli 2000 um 20:32:24:
Ohne das Ergebnis der Debatte (die doch noch weiter geht, oder?) vorwegnehmen zu wollen, hier eine grundsätzliche Anmerkung zur Spreu- und Weizentrennung, die in zwei Postings vorgeschlagen wurden:
Lisounette schreibt nämlich am 18. Juli 2000 um 23:02:59:
: Ich halte aber die Job - und Gigverbreitung zumindest dann für sinnvoll, wenn irgendwer
: besonders dringend jemanden sucht (z.B. wegen Ausfall einer Gruppe) und auch bei großen
: Dingen (so wie jetzt, wo wirklich jede/r3-ball-jongleur/se hingehen kann) oder spezifischen
: Sachen (z.B. "VarietéChamäleon in Berlin sucht charmante Jongleureaus Österreich für eine
: Entwicklungslandszene").
: [...]
: also private und große/interessante/wichtige/lustige/für alle relevante Dinge: JA (sorry
: Wolfgang, die Entscheidung hängt dann immer bei dir), aber unwichtige, mindere, unüberlegte
: und von Agenturen auf dich abgewälzte Dinge: NEIN.
: Schwierig ist natürlich die Trennlinie.
Und PyroAndy erwägt am 21. Juli 2000 um 14:22:36 neben anderen den Lösungsansatz:
: 2) Wolfgang ist die "moralische Instanz". Mein Vertrauen hat er zu 100% - denn wer ist
: korrekter und überlegter handelnd als ein Atomexperte. Und Agenturen die Arbeit abzunehmen
: - so dumm ist doch niemand - wenn Arbeit abnehmen, dann mit 20% Provision. Und wie ich
: den Wolfgang kenne ist er der Allerletzte der Künstleragent sein will.
Danke einmal für das Vertrauen, das ihr in mich setzt, wenn ich auch empfehlen würde, das nicht an meinem erlernten Beruf festzumachen. (Den Atomexperten würde ich als alter Anti-Zwentendorfaktivist sicher nicht mein ungeteiltes Vertrauen schenken, aber wen's erleichtert: ich bin ohnehin kein Atomexperte...) Für mich steht aber fest, dass ich nicht diese Spreu- und Weizentrennung bei Gigs und Jobs vornehmen möchte. Das Problem ist ja, dass man - so wie ich diesbezügliche Mails reinbekomme - gar nicht ohne weiteres entscheiden kann, ob es sich um "große/interessante/wichtige/lustige/für alle relevante Dinge" handelt oder nicht. Oder nur selten, wie beim Angebot der Flying Karamazov Brothers etwa oder eventuell auch bei dem jetzigen Massengig. Man müsste erst nachrecherchieren, sich eine Meinung zu Auftraggebern und Agenturen bilden, etc. etc. um eine solide Beurteilungsgrundlage zu haben. Das ist aber, wie Klaus geschrieben hat, "prinzipiell die Arbeit einer guten Agentur". Und die will ich nicht machen. In Bereichen, in denen JongleurInnen zwangsläufig zueinander in Konkurrenz stehen, möchte ich nach Tunlichkeit nicht mitmischen. Da möchte ich das Sich-Nicht-um-all-diesen-Kommerzkram-kümmern-müssen als einen der wenigen Vorteile, die ein Nicht-Performer-aus-Überzeugung hat, entschieden verteidigen. Und schließlich denke ich, dass ich am Jongliersektor bereits genug Ämter akkumuliert habe. Sorry, aber ich mag nicht Künstleragent sein, nicht einmal als Allerletzter.
Für mich sind nur diese Wege gangbar: Entweder ich leite alle Jobs oder Gigs, die bei mir eintrudeln, weiter. Oder gar keinen. Oder nur Benefizgeschichten. Vielleicht nicht 100% sklavisch, aber ich brauche eine Grundlinie, die sich an formalen Kriterien orientiert. Ich hab auch bisher schon die Weiterleitung oder Nichtweiterleitung von Mails an die JongleurInnenliste nicht aufgrund einer Bewertung des Inhalts entschieden. In den seltenen Fällen, wo ich mich für Nichtweiterleitung entschieden habe, war ich der Meinung, dass sie eigentlich nichts mit dem Thema Jonglieren zu tun haben oder nicht Menschen in ihrer Eigenschaft als JongleurInnen ansprechen. Diese Nichtweiterleitungen machten mir übrigens mehr Arbeit als die Weiterleitungen, weil ich mirs dreimal überlege, versuche den Absendern zu erklären etc. Letzteres müßte ich wohl beibehalten, wenn ich mich auf die Spreu-vom-Weizen-Trennung einlasse. Auch aus diesem Grund: Nein.
Aber ich hätte natürlich nichts gegen die Lösung, dass eine andere Instanz, die das Vertrauen der Jonglierszene geniesst (jeder Nichtatomexperte kommt in Frage ;-) das Aussieben vornimmt. Gigs und Jobs schickt man dann an, sagen wir, lisounette@JobOesterreich und was von dort an mich weitergeht, leite ich ungeschaut weiter. Oder noch besser: man baut einen zweite Liste von jobinteressierten JongleurInnen auf.
wolfgang