Erfahrungsgemäß steigt die Erlernzeit mit zunehmender Ballzahl überproportional an. Die Dreiballkaskade ist schnell erlernt, vier Bälle sind schon etwas mühsamer, fünf Bälle eine wirklich harte Nuß.
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Im folgenden Artikel wird mit Hilfe mechanischer Grundlagen erklärt, warum fünf Bälle so schwer zu jonglieren sind. Bitte höre nicht zu lesen auf, weil Du das Wort "mechanisch" gelesen hast und die Assoziationen mit dem Physikunterricht der Schulzeit nicht die besten sind. Die Physik kommt in diesem Artikel nur in homöopathischen Dosen vor, Formel keine einzige.
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Falls Du Dich fragst, warum man etwas, was einem vielleicht sowieso intuitiv bewußt ist, auch noch begründen muß: Es ist manchmal sehr hilfreich (und auch tröstlich), wenn man auch das Warum weiß.
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Die Wurfhöhe
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Bei der Kaskade mit drei oder fünf Bällen entspricht der Weg der Bälle etwa einem liegenden Achter (Abb.1). Im strichliert gezeichneten Teil werden die Bälle getragen. Als günstige Wurfhöhe bei der Dreiballkaskade gilt für Anfänger Augen- bis Stirnhöhe, das sind etwa 50cm.
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Abb.1: Muster der Kaskade
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Warum ergeben sich bei größerer Höhe - wie bei der Fünfballkaskade - mehr Probleme? Was passiert, wenn man höher wirft?
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Die Geschwindigkeit, mit der die Bälle wieder in der Hand auftreffen, nimmt mit der Wurfhöhe zu. Bei einer Höhe von 50cm treffen die Bälle (bei senkrechtem Wurf) mit etwas mehr als 3m/s wieder auf die Hand auf, bei 70cm wären es schon 3.7m/s, also eine Steigerung von über 20%. Die Abhängigkeit der Geschwindigkeit von der Wurfhöhe ist in Abbildung 2 dargestellt.
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Abb.2: Zusammenhang von Wurfhöhe und Aufprallgeschwindigkeit
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Der richtige Winkel
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Zur größeren Aufprallgeschwindigkeit kommt jedoch noch ein weiterer, wesentlich unangenehmerer Effekt hinzu, nämlich die Auswirkung von ungenauen Würfen.
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Angenommen ein Wurf ist dann "genau", wenn er mit einer horizontalen Abweichung von ±5cm in der anderen Hand ankommt (Abb.3). Mit welcher Winkelungenauigkeit darf der Ball dann abgeworfen werden?
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Abb.3: Auswirkung eines ungenauen Wurfes
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Abb.4: Zusammenhang zwischen Wurfhöhe und erlaubter Ungenauigkeit beim Abwurf
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Mit zunehmender Höhe wird die erlaubte Winkelungenauigkeit kleiner (Abb.4), d.h. daß man präziser werfen muß. Es erstaunt, daß die Präzision des Winkels bei einer normalen Jonglierhöhe von etwa 50cm im Bereich von ±1.6% liegen muß, damit man mit der anderen Hand kaum oder gar nicht korrigieren muß.
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Anhand des Diagramms sieht man auch die Schwierigkeit bei der Fünfball-Kaskade. Bei einer Wurfhöhe von 100cm darf die erlaubte Ungenauigkeit nämlich nur mehr im Bereich von ±0.8% liegen. Man muß also doppelt so genau werfen!
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Abb.5: Wie genau man für eine Abweichung von ±5cm werfen muß: links Dreiballkaskade, rechts Fünfballkaskade.
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Die Handgeschwindigkeit
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Um die Dynamik von Drei- und Fünfballkaskade sowie der Vierball-Fontäne genau abzuklären, wurden mit einer Hochgeschwindigkeitsvideokamera Jongliersequenzen mit 125 Bildern pro Sekunde aufgenommen und ausgewertet (zeitl. Abstand der Bilder daher 8/1000sec). Für die Handbewegungen ergaben sich dabei die in Abbildung 6 angeführten Durchschnittswerte.
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Abb.6: Zeitmerkmale der Hände bei Drei- bis Fünfballkaskade
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Man erkennt, daß die Zeit für eine zyklische Handbewegung mit der Anzahl der Bälle abnimmt. Sowohl die Kontaktzeit als auch die Zeit für den Rückweg nach dem Abwurf bis zum neuen Fangpunkt sinken deutlich ab.
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Bei fünf Bällen hat man daher mit folgenden Problemen zu kämpfen:
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Größere Winkelgenauigkeit beim Abwurf ist notwendig: Man muß doppelt so genau werfen wie bei der Dreiball-Kaskade!
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Die Kontaktzeit der Bälle mit der Hand verkürzt sich bei fünf Bällen gegenüber drei Bällen auf 2/3.
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Die Hand muß pro Zyklus außerdem einen größeren Weg zurücklegen und mehr Korrekturarbeit leisten (siehe Abb.7).
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Der Ball prallt mit größerer Geschwindigkeit auf die Hand.
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Abb.7: Größenvergleich der Bahnen der Hände bei mehreren Würfen bei Dreiballkaskade (links) und Fünfballkaskade (rechts). Die Markierungen zeigen die Position der Hand zu einem bestimmten Zeitpunkt. Man sieht, daß bei fünf Bällen der Weg und die Korrekturbewegungen größer sind.
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Mehr ist weniger
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Jeder Jongleur weiß aus Erfahrung, daß runde Bewegungen wesentlich weniger Kraft brauchen als eckige. Wird der Ball mit einer runden Bewegung abgefangen und wieder beschleunigt, so erhöht sich der vertikale Beschleunigungsweg (Abb.9).
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Abb.9: Durchgezogen ist die Bahn des Balles eingezeichnet, strichliert bzw. strich-punktiert der Weg der Hand während des Ballkontaktes. Je runder die Bewegung, desto größer der Beschleunigungsweg (strich-punktiert).
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Je größer der Bogen, desto länger der vertikale Beschleunigungsweg und desto weniger Kraft wird pro Wurf benötigt, was wiederum einer frühzeitigen Ermüdung vorbeugen kann. Eine einfache Rechnung: doppelter Beschleunigungsweg - halber Krafteinsatz. Anders gesagt: Mehr Bogen ist weniger Kraft. Probier ganz einfach einmal, einen Ball aus der rechten Hand sehr hoch zu werfen und dabei nur 10cm auszuholen. Das ist unmöglich oder zumindestens sehr anstrengend.
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Betrachte nochmals Abbildung 8, und Du siehst, daß bei der Fünfballkaskade der Weg der linken Hand kürzer und eckiger ist als der der rechten (bedenke, daß das Bild aus der Sicht des Jongleurs ist). Die Folge: Die konditionell schwächere linke Hand wird noch schneller ermüden. Solltest Du daher bei der Jonglage mit 4 oder 5 Bällen sehr schnell ermüden, so liegt es wahrscheinlich an den noch nicht so runden Bewegungen.
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Literatur:
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Martin Apolin; Vier und fünf Bälle jonglieren ist keine Kunst; Eigenverlag; Wien 1996
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