Requisiten...
  jonglieren.at: Theorie & Praxis: Requisiten...

  Laszlo Pinter

  aus:
    Tick. Die Zeitung von Artis-Tick, Nr. 18 (Sommer 2001), p 4

         
Requisiten sind das wichtigste Handwerkzeug eines/r jeden/r JongleurIn. Darin unterscheiden wir uns zuallererst von NormalbürgerInnen aber auch von VertreterInnen anderer künstlerischer Sparten wie beispielsweise von PantomimInnen.

Requisiten sind unerlässliches Handwerkzeug eines/r jeden/r JongleurIn

 
Für uns JongleurInnen sind Requisiten das Um und Auf (oder vielleicht besser gesagt das "Auf und Ab") in dieser schwerkraftbeladenen Welt - ohne sie ist das Leben recht langweilig und unspektakulär.

Requisiten präsentieren sich in allen nur erdenklichen Erscheinungsformen (rund, eckig, einfärbig, bunt ...) und Materialien (Holz, Kunststoff, Metall ...), aber wie auch immer sie beschaffen sind: Sie werden von uns jedenfalls mit einer unbändigen Inbrunst geworfen, wiedergefangen, manipuliert, balanciert, fallengelassen und wieder aufgehoben, gehegt und gepflegt, mal gehasst und mal geliebt. Requisiten sind eben Tentakeln sowohl unserer Seele als auch unseres Bewegungsapparates.

Es gibt sogenannte Klassiker unter den Requisiten, die ganz einfach häufig jongliert werden. Dazu zählen mit Sicherheit Diabolo, Bälle und Keulen.

Requisiten gibt es in ganz unterschiedlichen Erscheinungsformen

 
Und dann gibt es die Raritäten, die - aus welchen Gründen auch immer - eher selten bei Jongliertreffen oder auf Varietébühnen anzutreffen sind (Devilstick, Cigarboxes, Shakercups: hier ist zumindest der Grund Lärmbelästigung bekannt...).

Auch andere mögliche Unterscheidungsarten lassen sich finden: So gibt es z.B. Requisiten für das Tageslicht, aber auch solche für die Dunkelheit: Leuchtrequisiten und Feuerrequisiten (Fackeln, Feuerstöcke ...). Vom pädagogischen Standpunkt aus betrachtet gibt es Requisiten, die besonders AnfängerInnen einen sanften Einstieg in die Tücken der Schwerkraft ermöglichen wie z.B. das Diabolo, Jongliertücher, und -bälle.

Auch wir JongleurInnen unterscheiden uns hinsichtlich unserer requisitenspezifischen Vorlieben in so manchen Dingen. Dank ein paar eindringlicher Klischees lassen sich unsere MitjongleurInnen in dieser so komplexen Jonglierwelt recht leicht voneinander differenzieren.

SpezialistInnen oder AllrounderInnen?

 
Nicht jeder Jongleur/jede Jongleuse gibt sich mit jedem Requisit ab. Die SpezialistInnen beispielsweise beschränken sich auf eine einzige Requisitenart und bringen es auf diese Art zur Weltmeisterschaft in ihrer Disziplin. Im Gegensatz dazu stehen die AllrounderInnen, die mit vielen verschiedenen Objekten mehr oder weniger gut umgehen können. Und nicht zu vergessen ist natürlich auch die stetig wachsende Gruppe all jener, die ihre Jonglierutensilien in erster Linie als dekorativen Körperschmuck bei sich tragen, da sie mehr dem geselligen Zusammensein mit ihren Mitmenschen als dem Jonglieren selbst zugetan sind.

Requisiten prägen und verändern uns, bringen uns mit anderen Menschen zusammen, sie konfrontieren uns aber auch in vielerlei Hinsicht mit uns selbst, indem sie uns technisch oder aber auch künstlerisch herausfordern.



Laszlo Pinter (Wien), Artist, Jonglierpädagoge, Freizeitbetreuer. Laszlo Pinter interessiert sich leidenschaftlich für Jonglieren und Clownerie. Er arbeitet professionell in der Artistengruppe Die Pyromantiker und als Solist und unterrichtet in mehreren Institutionen Jonglieren und sonstige Zirkuskünste. Außerdem absolviert er derzeit die Ausbildung bei den Wiener Clini Clowns. Was Requisiten betrifft, ist er den Allroundern zuzurechnen, gilt aber auch als Spezialist auf dem Gebiet der Dreiball-, Keulensolo- und Keulenpartnerjonglage.
Weitere Artikel des Autors auf den Webseiten von jonglieren.at: siehe: Index: Pinter, Laszlo

Alle Rechte verbleiben beim Autor. Veröffentlicht mit seinem Einverständnis und mit freundlicher Genehmigung von Artis-Tick. Dezember 2001.