Sergei Ignatov, Weltklassejongleur und Rekordbrecher (elf Ringe, 1973), war heuer in Wien im Circus Knie zu sehen. Wir haben ihn angesprochen, uns in seinen Wohnwagen einladen lassen und Sergei für Euch interviewt.
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Sergei Ignatov im Gespräch mit Tick, Wien 2001
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Tick: Du hast während der Show sehr entspannt gewirkt, zufrieden gelächelt...
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Sergei: Ja. Der Tag, an dem ihr da wart, ist für mich sehr gut gelaufen. Das ist aber nicht jeden Tag so. Entweder es ist ein sehr guter Tag oder ein sehr schlechter. Es gibt für mich kein Dazwischen. Und letztens war es ein sehr guter Tag mit einem sehr guten Publikum. Es ist sehr wichtig, das Publikum zu erreichen. Es gibt dir Energie. Und wenn der Kontakt zustandekommt, ist es phantastisch. In Österreich ist das Publikum sehr gut.
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Tick: Fangen wir mit deiner Biographie an. Gab es in deiner Familie noch andere Zirkusartisten?
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Sergei: Mein Großvater hat 25 Jahre lang mit Pferden im Zirkus gearbeitet, aber nicht in der Manege. Mein Onkel hat mit wilden Tieren gearbeitet.
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Tick: Wann hast du zu jonglieren angefangen?
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Sergei: Als ich ein kleiner Bub war, hat mich begeistert, was allen kleinen Buben gefällt: Fußball, Wälder... Ich hab nie daran gedacht, Jongleur zu werden. Und 1965 habe ich dann in der Moskauer Zirkusschule angefangen. Im ersten Jahr hatte ich Akrobatik, Hochseil, Jonglieren, Spannseil und Gymnastik, und im zweiten Jahr habe ich dann richtig mit dem Jonglieren begonnen. Da ich Probleme mit meinem Knie bekam, konnte ich kein Akrobat werden, und ich verstand, dass ich mich durch das Jonglieren ausdrücken muss. Und ich hatte eine sehr gute Lehrerin, Violetta Kiss. Ich habe mit ihr drei Jahre lang gearbeitet und in dieser Zeit wirklich viel weitergebracht. Als ich anfing, konnte ich gerade vier Bälle jonglieren, und nach drei Jahren konnte ich neun Ringe, übte elf Ringe und acht Bälle. Aber diese drei Jahre waren schlimm, ich musste über acht Stunden täglich trainieren.
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Tick: Bist du während dieser Zeit auch schon aufgetreten?
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Sergei: Also von 65 bis 68 war ich in der Zirkusschule und bin nur aufgetreten, als ich Ferien hatte, zwischen dem dritten und dem vierten Zirkusschuljahr, aber auch nur einen Monat. Dann kam ich wieder zurück in die Schule und habe noch ein weiteres Jahr studiert. So richtig zu arbeiten begonnen habe ich 1969. Und jetzt mache ich das schon 32 Jahre.
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Tick: Jetzt bist du einer der weltbesten Jongleure.
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Sergei: Das war ich vor vielen Jahren, ja. Ich habe eine Richtung im Jonglieren eingeschlagen und auch vorgegeben, und jeder hat gesehen, was möglich ist - und nicht nur der Flash!
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Eine Hand, die mehr kann, als nur Kaffee umrühren -
Und zwar mit "Rhythmus, Rhythmus, Rhythmus"
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Tick: Welche sind die Hauptgründe für deinen Erfolg?
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Sergei: Ich hatte eine gute Lehrerin.
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Das ist es: der Kontakt zum Lehrer, mein Charakter, mein Ziel, harte Arbeit. Und ich hatte gutes Durchhaltevermögen, weil ich jeden Tag viele Stunden trainiert habe. Harte Arbeit, Talent, Lehrer, Charakter und Durchhaltevermögen, all das zusammen.
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Tick: Dein Numbers Juggling ist weltbekannt.
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Sergei: Als ich in der Moskauer Zirkusschule 1965 anfing, war mein Land von allen anderen komplett isoliert. Eine riesige Mauer hat mein Land umgeben, und wir haben nichts gesehen. Keinen Francis Brunn, keinen Kris Kremo, keinen Bob Bramson, nichts, nichts, gar nichts. Aber wir hatten Ringe, Bälle, Keulen und haben einfach versucht, mehr und immer mehr zu werfen. Es war ein Sport. Aber dann hatten wir auch gute Lehrer und sehr gute Bedingungen in der Zirkusschule. Sie hatten dort sogar Komponisten, die für uns die Musik komponierten. Und wir hatten Stunden mit dem Ballett und der Pantomime, alle zusammen. Und so wurde der Sport zur Kunst.
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Tick: Andere Numbers Jugglers wie Albert Lukas oder Anthony Gatto sind noch immer als Sportjongleure verschrien.
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Sergei: Nein, Anthony Gatto ist jetzt wirklich kein Sportjongleur mehr. Er hat sich wirklich verändert! Vor vielen Jahren war er ein Sportjongleur, aber jetzt wird er besser, besser und immer besser - genial. Ich habe ihn in Las Vegas getroffen - sein Sport, seine Technik und seine Qualität sind zur Kunst geworden. Es ist wie bei einem Hundert-Meter-Lauf, wenn er sehr gut ist, dann ist das nicht Sport, sondern Kunst. Wenn es ein hohes Niveau hat, dann ist das Kunst und nicht Sport.
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Tick: Ziethen beschreibt dich als den Poeten unter den Jongleuren, weil du deine Jonglage genau auf die Musik abstimmst.
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Sergei: Ja, aber jetzt habe ich ja die Musik geändert, weil mich vor drei Jahren das American North Orchestra eingeladen hat, mit ihnen zu arbeiten. Drei Mal habe ich mit ihnen gespielt, mit dem Orchester hinter mir. Und sie haben mir die Musik gegeben, die ihr jetzt bei der Show gehört habt: Khachaturian. Vorher war's Chopin, meine andere Nummer. Ich habe diese Nummer sehr gemocht, und mit der Musik bin ich auch fünfzehn Jahre aufgetreten, aber jetzt habe ich eine Pause gebraucht. Und ich werde wieder zu Chopin zurückkehren, weil das einfach mein Ding ist.
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"Enrico Rastelli und die besten Jongleure der Welt": Sergei mit jenem Buch,
in dem er als der Poet unter den Jongleuren beschrieben wird.
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Tick: Du hast erwähnt, dass du, während du in Russland gearbeitet hast, keinerlei Kontakt zum Rest der Welt hattest. Pflegst du jetzt den Kontakt zu den Jongleuren aus dem Westen?
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Sergei: Ja, sie sind alle meine Freunde: Gatto, Bob Bramson, Francis Brunn, wir stehen immer in Verbindung und ich mag sie wirklich sehr.
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Tick: Wie hat sich dein Leben nach dem Fall des Eisernen Vorhangs verändert?
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Sergei: Es hat sich immens verändert. Aber ich bin irgendwie froh, dass ich recht spät dran war, in Kontakt mit dem Westen zu treten, weil ich meine Persönlichkeit schon entwickelt hatte, ich hatte meinen Weg schon beschritten. Uns so war ich für den Westen interessant. Ich war für sie eine Überraschung und sie waren eine Überraschung für mich. Wir haben auch alle eine sehr eigene Art, einen eigenen Weg.
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Tick: Was ist für dich beim Trainieren am wichtigsten? Wie bist du auf dein Niveau gekommen?
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Sergei: Ich denk nicht ans Ergebnis. Ich arbeite jeden Tag sehr hart, ich mache Ballett, Body Building, Stretching. Und ich habe auch früher nicht über ein Ergebnis nachgedacht, das Ergebnis wurde in mir selbst geboren, das Ergebnis entsteht aus allem zusammen. Meine Höchstform hatte ich 78, ich habe sogar ein Video davon, als ich die elf Ringe mit dem Kopf gefangen habe. Aber das ist 20 Jahre her, 25 Jahre!
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Tick: Hast du Angst vor Drops?
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Sergei: Ich habe schon vor vielen Jahren beschlossen, mich nicht vor Drops zu fürchten. Weil, wenn ein Jongleur Angst vor Drops hat, wird er im Jonglieren niemals wachsen. Wenn du viele Keulen oder Ringe jonglieren willst, dann ist das während der Show ohne Drops nicht möglich. Wenn du dich vor Drops fürchtest, bleibst du stehen.
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Tick: Fühlst du dich im traditionellen Circus immer noch wohl?
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Sergei: Es ist immer Circus. Circus ist das Leben: die Manege, der Kreis, Charakter, Persönlichkeit in der Manege... Das ist Circus. Und das ist immer neu, verändert sich immer und das alles ist Circus. Es gibt für mich keinen alten oder neuen Circus. Es ist das Leben. Es ist immer neu.
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Tick: In Europa oder in den USA beginnen immer mehr Leute hobbymäßig zu jonglieren und interessieren sich für Circuskunst. Es gibt neue Wege, Circus zu machen, Wege, die nicht unbedingt von traditionellen Circusschulen ausgehen.
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Sergei: Jeder Jongleur versucht, sein Leben durch die Jonglage darzustellen. Das ist ja sehr einfach, du nimmst drei Bälle oder sogar nur drei Äpfel und beginnst zu jonglieren. Und so kommen unendlich viele Wege beim Jonglieren zustande. Das ist Philosophie. Und diese Philosophie sehen wir jedes Jahr beim Cirque de Demain in Paris. Und jedes Jahr sieht man neue Jongleure und neue Wege.
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Aber Francis Brunn, Bob Bramson, Anthony Gatto, die stehen allein an der Spitze. Das ist der Gipfel, wirklich hohes Niveau.
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Tick: Ist es in Russland so, dass Jonglieren gleich Zirkusschule ist?
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Sergei: In unserem Land gibt es heutzutage viele Probleme. Aber das Leben geht weiter, die Situation in meinem Land verändert sich. Jetzt ist es sehr schwierig. Das Leben ist nicht wie vorher, jeder versucht etwas Neues aufzubauen. Und wir müssen warten. Es ist ein großes und großartiges Land, und ich glaube, es wird alles gut. Aber was sich jetzt gerade in der Jonglierwelt in Russland tut? Hm, wer ist die neue Generation? Anthony Gatto natürlich. Aber in Russland? Ich weiß es wirklich nicht!
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Tick: Wieviel Zeit verbringst du im Ausland?
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Sergei: Ich weiß es nicht. Mein ganzes Leben. Ich habe auch keine Pläne für die Zukunft. Alles kann sich in Sekundenschnelle ändern, innerhalb von einer Minute. Es verändert sich immer. Das ist mein Leben. Und ich mag Veränderungen, weil wenn du dich nicht mehr veränderst und stehenbleibst, stirbst du. Immer Veränderungen, verändern, verändern, verändern, ständige Improvisation, andere Länder, andere Menschen, andere Museen, andere Bilder, andere Natur ... Ich mag Veränderungen, sehr sogar.
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Tick: Denkst du, Jonglieren ist der ständige Versuch, etwas zu kontrollieren oder ist es eher der Versuch, im Kopf frei zu sein?
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Sergei: Das ist ein sehr großes Problem beim Jonglieren. Weil du Konzentration brauchst und Entspannung. Im Leben ist das nicht möglich. Weil wenn du dich konzentrierst, bist du gleichzeitig angespannt, und wenn du entspannt bist, hast du keine Kontrolle mehr. Und beim Jonglieren musst du beides gleichzeitig tun. Konzentration, hundert Prozent Aufmerksamkeit und Entspannung zur selben Zeit. Das ist sehr schwierig. Das höchste Niveau beim Jonglieren ist es, wenn ein Jongleur dasselbe auf der Bühne macht wie im Training. Das ist dann wirklich ein hohes Level. Manche Jongleure haben ein hohes Niveau im Training und zeigen dann ein niedrigeres auf der Bühne. Aber hohes Können ist, dasselbe zu zeigen. Ich hab das gemacht, als ich 29 Jahre alt war. Das ist hohes Niveau.
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Tick: Du arbeitest auch mit Yoga.
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Sergei: Ja, denn das ist gleichzeitig Enspannung und aufrechte Haltung. Und ein aufrechter Körper ist sehr wichtig. Weil Jonglieren: Was ist das? Du musst deine linke und deine rechte Hand spüren, und zwar gleich stark. Und dann ist eines der wichtigsten Dinge der physische Rhythmus. Wenn eine Hand fünfzig Prozent schlechter ist als die andere, wirst du nicht in den Rhythmus kommen. Wenn du aber den Rhythmus aufnehmen kannst, kannst du machen, was du willst.
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Das ist es: Rhythmus, gerader Körper, die Stärke deiner Muskeln, Reaktion von rechts und links, Rhythmus rechts und links. Du musst gerade auf deinen zwei Füßen stehen... und dann Rhythmus, Rhythmus, Rhythmus.
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Und Rhythmus kann alles bewirken, auch zerstören: Wenn Soldaten über eine Brücke gehen, dann gehen sie nicht im Gleichschritt, weil wenn sie das tun, bricht die Brücke unter ihrem Rhythmus zusammen. Und Rhythmus ist das, was ein Jongleur immer haben muss. In seinem Leben und beim Training. Dann wird er in Zukunft auch gute Resultate haben. Ihr müsst den Rhythmus aufnehmen, Jongleure! Rhythmus, das ist auch: Training, dann entspannen, dann ausruhen, dann wieder trainieren, dann entspannen und ausruhen. Jongleure müssen viel warten. Weil sie ihre beste Form immer nur kurze Zeit haben. Bestform - und plötzlich ist es wieder vorbei. Und dann fängst du wieder an. Nächster Schritt. Und so immer weiter bis zu einer besseren Form.
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Rechte Hand und linke Hand: Nur wenn beide Hände gleich stark sind,
kommt man in den physischen Rhythmus. Dann kann man machen, was man will...
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Tick: Hast du jemals Jonglieren unterrichtet?
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Sergei: Ja, ich gebe recht oft Workshops. Zum Beispiel in Amerika oder in London. Normalerweise arbeite ich mit zehn, fünfzehn Leuten zehn Tage lang. Zuerst schaue ich, wer wer ist, dann versuche ich, für jeden ein bestimmtes Niveau zu finden, dann nehmen wir gemeinsam Rhythmus auf und dann fliegen wir. Und wenn es aus ist, weinen alle.
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Tick: Hört sich gut an. Wann ist der nächste Workshop?
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Sergei: Ich weiß nicht, der letzte war in London. Ich kann mir vorstellen, dass das Zukunft hat in meinem nächsten Leben, weil ich es interessant finde, mit Leuten zu arbeiten und weil ich interessant für sie bin.
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Tick: Was hältst du von Nummern-Klauen, Stil kopieren...?
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Sergei: Niemand kann von einem anderen was wegnehmen. Er kann nur von ihm lernen. Aber was er selbst tut, das muss von ihm selber kommen! Und dann ist es wieder etwas Neues. Es gibt keine zwei Menschen auf dieser Welt, die gleich sind. Und Jonglieren ist eine Möglichkeit, das auszudrücken. Jeder kann Jonglieren nur durch sich selbst verstehen. Alle, die um einen Jongleur herum sind, können ihm eine Hilfe sein, aber er wird von einem anderen nur das nehmen, was er für sich selber braucht.
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Tick: Was ist dein Lieblingsrequisit?
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Sergei: Eltern lieben Kinder, die viel grübeln, die krank sind und die den Eltern viel Sorgen bereiten. Sie lieben sie. Und mir bereiten die Bälle große Sorgen. Ich liebe Bälle. Diese großen Bälle sind einfach verrückt. Niemand macht mit sieben von denen einen Handstart, und ich habe früher sogar eine Pirouette am Platz gemacht.
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Es ist wirklich schwierig mit ihnen, wie mit einer verrückten Frau. Ich weiß nicht, was in den nächsten zwei Sekunden passieren wird. Heute so, morgen so. Und deswegen liebe ich diese Bälle.
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Tick: Normalerweise erwarten sich die Leute immer eine ganz bestimmte Routine. Hast du noch die Freiheit, etwas komplett Neues zu probieren?
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Sergei: Ich glaube, das ist zu spät. Aber ich weiß nicht, was Gott uns gibt. Ich werde jetzt meine Bestform nicht mehr erreichen, aber jedes Jahr finde ich eine neue Einstellung gegenüber dem Jonglieren. Und wenn ich daran arbeite und dann erkenne, dass etwas für mich nicht interessant ist, dann bleibe ich stehen und suche einen neuen Weg. Aber immer fühle ich, dass ich etwas tun muss.
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