Eine subjektive Betrachtung meiner Lieblingsjonglierspiele Jollyball, Keulen-Combat und Free-Flow-Oddgod. Mario Filzi |
Jonglieren kann mannigfaltige Formen annehmen. Neben den Möglichkeiten
der Integration des Jonglierens in die verschiedenen Kunstformen wie
etwa Tanz, Pantomime, Rezitation etc., kann Jonglieren z.B. auch als
Sport und Spiel betrieben werden. |
Dieses Spiel hat vor allem in Österreich schon lange Tradition;
nicht zuletzt dadurch, dass an den Universitäts-Sportinstituten (USI)
regelmäßig Turniere stattfinden. Aber auch bei den Jonglierfestivals in
Klagenfurt und Krems ist das Jollyball-Turnier fixer Bestandteil des Treffens. |
Das Spiel
|
|
Man stelle sich ein Badminton-Feld vor. Das Netz in der
Mitte und jeweils zwei Spieler in jeder Hälfte. Statt der Rackets halten
die Spieler Bälle (Spielbälle) in den Händen und zwar in jeder Hand einen
Ball. Und dann gibt es auch noch den "Jollyball". Er muss eine andere
Farbe als die Spielbälle haben, aber die gleiche Größe. Der Spielablauf ist vergleichbar mit Volleyball oder Badminton: Ein Spieler serviert hinter der Grundlinie, indem er möglichst unfangbar über das Netz wirft. Der den Ball annehmende Spieler muss einen seiner beiden Spielbälle in die Luft werfen um fangen zu können und entweder kurz drei Bälle jonglieren, gleich den Jollyball wieder in das gegnerische Feld, oder auch zum Partner zu werfen. Die genauen Regeln hat Christoph Heinzle verfasst und sind hier nachzulesen. |
Fördernde Aspekte
|
|
Mir gefällt dieses Spiel aus verschiedensten Gründen sehr
gut. Zum einen ist das Spiel für Anfänger (sichere Kaskade ist die Voraussetzung)
eine sehr gute und lustige Trainingsvariante, bei der das Timing und die
Augen-Hand-Koordination geübt werden. Andererseits ist aber gerade für
Fortgeschrittene Jollyball ein höchst attraktives Spiel. Das liegt sicher
an den schier unendlichen Varianten dieses Spiels. Zu all den Würfen,
die beim Tennis "Stop", "Longline", "Lob" etc. genannt werden, kommt noch
die Vielfalt der Dreiballtricks dazu. Schnelligkeit, Konzentration, das Gefühl für den Raum und schnelles Erfassen der Spielsituation werden geübt und sind die Voraussetzungen für spielerischen Erfolg. Auch wenn einige dieses Spiel ernsthaft sportlich bestreiten, so steht doch immer die Freude am Spiel im Vordergrund. Die Regelauslegung wird auch gerne, je nach individuellen Vorstellungen, modifiziert. Allgemein wiederholt man strittige Punkte, da derzeit leider noch keine Zeitlupenaufnahmen zur Verfügung stehen. Keinesfalls läßt sich ein Jollyballspieler, wenn er nur einen Funken Ehrgefühl besitzt, einen strittigen Punkt zusprechen! Schiedsrichter sind nach meiner Auffassung entbehrlich, werden aber bei USI-Turnieren zumindest bei den Finalspielen akzeptiert. |
Eigenwillige Spielzüge
|
|
Besonders wichtig erscheint mir die oft praktizierte Möglichkeit,
besonders eigenwillige, artistische oder auch clowneske Spielzüge gelten
zu lassen, selbst wenn diese nicht wirklich den Regeln entsprechen. So
wurde beispielsweise der schon allseits bekannte "Echte Andi" sogar in
die Jollyballregeln von Christoph Heinzle aufgenommen. Dort heißt das
dann "Fangen in der Armbeuge". In Wirklichkeit ist der "Echte Andi" aber
eine eigenwillige Kreation eines Wiener Jongleurs und Tänzers, der es
verstand, aus der Unfähigkeit einen scharf geworfenen Jollyball nach dem
Fangversuch in der Hand festzuhalten, einen Trick zu erschaffen, der an
Ästhetik und Überraschungsmoment seinesgleichen sucht: Der Trick dabei ist, den aus der Hand flutschenden Jollyball mit dem abgewinkelten Arm einzuklemmen und dann - mit einer aus der Hüfte eingeleiteten Bewegung - den Oberkörper rasch in Richtung Netz zu drehen, sodass der Jollyball als Vollendung dieser eleganten Bewegung wieder über das Netz in das gegnerische Feld befördert wird. Als "Kicks" werden die erlaubten fußballerischen Einlagen bezeichnet. Man kann einen per Hand nicht erreichbaren Ball durchaus mit dem Fuß übers Netz oder zum Mitspieler befördern. Einige Spieler sind derart auf Kicks fokussiert, dass sie mehr oder weniger jeden Ball mit dem Fuß spielen (wollen)! Dass die gespielten Bälle dann meist irgendwohin fliegen, kann den Enthusiasmus aber nicht bremsen. Ein besonders widerwärtiges und von mir ständig praktiziertes Vorgehen ist das direkte Anspielen des Gegners. Dabei kommt es darauf an, den Gegner von kurzer Distanz den Jollyball derart vor den Latz zu knallen, dass weder Fangen noch Ausweichen möglich scheint. "Scheint" deswegen, weil es KG gibt, der prinzipiell jedem Ball derart schnell auszuweichen versteht, dass bei ihm diese Taktik des direkten Anspielens zum Scheitern verurteilt ist. Ja, man muss sogar sagen, dass KG selbst dann blitzschnell ausweicht, wenn der Jollyball träge wie ein laues Sommerlüfterl in sein Feld plumpst. Aber bei der Angabe schlägt dann die Stunde seiner Rache. |
Angaben und Angeber
|
|
Bei der Angabe kommt vom Schalk bis zur Bosheit und Brutalität
das wahre Ich des Spielers zum Vorschein! Ein betonhartes, aggressives
Service, bei dem jeder Fangversuch ein Risiko darstellt, das kaum von
einer Unfallversicherung jemals gedeckt würde, ist vor allem in Machokreisen
sehr beliebt. Aber Helden sterben bekanntlich zuerst und das trifft auch
hier zu. So schwierig derartige Angaben auch zu fangen sind; oft gehen
sie ins Netz oder ins Out. Da ist die Psycho-Masche schon effizienter und auch die feinere Klinge! KG z.B. unterstützt sein Service in unnachahmbarer Form verbal und mimisch, sodass die Nerven des Fängers zu flattern beginnen. Er lässt auch gar keinen Zweifel daran, wen er anspielen wird, wohingegen allgemein das Überraschungsmoment bei der Angabe als wichtiges Kriterium angesehen wird. Was schon beim Service effizient ist, das kann am Netz nicht deplatziert sein.... |
Psycho-Krieg am Netz
|
|
Es ist natürlich unerlässlich den Gegner durch
Bemerkungen und persönliche Statements in eine psychische Krise zu
befördern. Vor allem bei mannschaftsinternen Besprechungen des gegnerischen
Teams sollte man sich nicht in vornehmer Zurückhaltung üben,
vielmehr durch anregende äußerungen wie "Gibs auf, du
lernst es nie!", "Na jetzt ist´s vorbei mit euch!",
oder "Gestern ist es wohl wieder spät geworden, was?" die
eigenen Siegeschancen vergrößern. In einer derart aufgeheizten
Atmosphäre bringen dann Netzroller (der Ball läuft am Netzband
entlang) das Blut der Spieler so richtig in Wallung. Netzroller müssen
mit Fassung ertragen oder auch als direkte Hilfe von "oben"
gedeutet werden, je nachdem, ob der Jollyball im eigenen oder im gegnerischen
Feld dem Gesetz der Schwerkraft folgte. Wie man nun wohl deutlich erkennen kann, gibt es beim Jollyball neben den physischen auch jede Menge psychischer Herausforderungen! |
Sieg und Niederlage
|
|
Zum Glück gibt es die Tradition, sowohl Gegnern als
auch Mitspielern nach dem Match die Hände zu schütteln und "Danke"
zu sagen. Dabei sollte man allerdings darauf achten, dass im Falle eines
errungenen Sieges das "Danke" weder von oben herab, noch ironisch,
noch vordergründig-mitfühlend wirkt. Am besten ist ein gehauchtes
"Danke" wobei der direkte Augenkontakt und jegliche Andeutung
eines Lächelns vermieden werden sollte.
Im Falle der Niederlage kann man hingegen ruhig mit erhobener Stirn und
leicht verkniffenem Mund ein lautes, leicht vorwurfsvolles "Danke"
von sich geben. |
Zusammenfassung
|
|
Die oben angeführten Eigenschaften dieses schönen
Sportes (Spieles) Jollyball zeigen ganz deutlich, welch enormes Potential
darin liegt. Ist es für die Anfänger in erster Linie eine spielerische
Form sich jongliertechnisch zu entwickeln, so stellt Jollyball für
die fortgeschrittenen Spieler eher eine Therapieform dar, die sogar gewisse
Abhängigkeitsmechanismen in sich birgt. Bei bewusster, nicht übertriebener Anwendung überwiegen aber sicher die vielen positiven Aspekte dieses Spiels. Erste Bestrebungen Jollyball olympisch zu machen gibt es bereits... (Nein, Entschuldigung, das war jetzt ein Scherz...) |
Auch wenn der Mensch mit seinen philosophischen und technischen
Höhenflügen das Zeitalter des Höhlenmenschen weit hinter
sich gelassen hat, so weisen doch noch gewisse Vorkommnisse auf diese
archaische Epoche der Menschheitsentwicklung hin.
Damit ist aber weder der Trend zu Reality- und Talkshows im Fernsehen,
noch die Bildungspolitik gemeint! Nein, so wie ein Lagerfeuer unter nächtlichem
Sternenhimmel unser Gemüt ruhig und versöhnlich stimmt, da es
uns unbewusst an die friedlichen Momente längst vergessener Inkarnationen
erinnert, so wird der Jongleur zum Neandertaler, wenn Keulenkampf (Combat)
gespielt wird. |
Das Setting
|
|
Schon der Beginn des Kampfes kann einem Uneingeweihten einen
kalten Schauer verursachen: In Kreisform aufgestellt schlagen die Spieler
ihre Keulen mehr oder weniger rhythmisch gegeneinander, wobei sie mit
paranoiden Blicken zur Seite ihre nächsten Kontrahenten abzuschätzen
versuchen. Sie wissen, dass sie viel Mut, Erfahrung und auch Glück
benötigen, um als Sieger das Spiel zu beenden. |
Der Kampf
|
|
Wenn das Spiel beginnt, muss jeder Spieler seine drei Keulen
jonglieren; in welchem Muster ist nicht vorgeschrieben, aber es ist normalerweise
das Grundmuster der Jonglage, quasi die Mutter aller Jongliermuster, die
"Kaskade". Ziel des Spieles ist die Gegner fertigzumachen! Das bedeutet, sie am Jonglieren zu (be)hindern. Sobald ein Spieler nicht mehr jonglieren kann, scheidet er aus und verläßt mit gesenktem Haupt die Arena. Das Behindern kann durch Abdrängen mit dem Körper, oder aber auch mittels der Keulen geschehen. Beliebt ist z.B. der hohe Wurf einer Keule (Triple), um die gewonnene Zeit produktiv mit dem Zerschlagen der Jonglage des Gegners zu nutzen. Ganz Gewitzte fangen auch gegnerische Keulen und integrieren diese, anstatt der eigenen hochgeworfenen, in ihr Muster. |
Regeln
|
|
Zu den Regeln gibt es nicht viel zu sagen. So wie es sich
für ein Spiel dieser Art gehört, beschäftigt man sich nicht
allzusehr mit Regelwerk. Zwar hat es zaghafte Ansätze gegeben feige
und hinterhältige Spielzüge, wie das Anschleichen von hinten
(um so ungesehen in eine gute Position zum Zerschlagen des gegnerischen
Musters zu gelangen) zu unterbinden, jedoch blieb es nur beim Ansatz. Ein Spiel, das derart tief in die Wurzeln des Menschen greift, macht jeden zum Alpha-Männchen, das sich nicht mit unnützen Behinderungen wie Regeln und übertriebene Rücksichtnahme abgeben kann. Allerdings werden heutzutage besonders brutale Attacken mit leichten Seufzern bedacht und wenn Blut fließt, dann kann auch schon mal ein vorwurfsvoller Blick den Angreifer treffen. Alles in allem muss aber ein erwachsener Mensch seine Handlungen verantworten können und für Softies und Weicheier ist Sport halt nicht gedacht! |
Wahl der Waffen
|
|
Was die Wahl der Waffen anbelangt, die Keulen, möchte
ich keine Empfehlungen abgeben. Jedoch ist klar, dass eine schwere und
abgeschundene Keule zumindest psychologisch einen gewissen Vorteil darstellt.
Sicherlich gibt es die verschiedensten Wege zum Ziel zu gelangen, also zu gewinnen. Viele sind der Ansicht, dass eine passive Taktik am ehesten erfolgversprechend ist. Dieser Meinung kann ich mich nicht anschließen. Bei so einer Defensiv-Taktik passiert es zu leicht, dass man zum Gejagten wird. Außerdem verliert das Spiel an Dynamik und man muss sich hämische Bemerkungen der bereits Ausgeschiedenen anhören. Wenn man hingegen selbst sehr aggressiv auftritt, kann man durch Einschüchterung der anderen mehr Raum um sich schaffen. Dabei ist es durchaus nicht nötig, wirkliche Angriffe zu starten! Es genügt völlig sich nach Vorbild eines wütenden Gorillamännchens zu gebärden. Dabei darf das Gebrüll natürlich nicht zu kurz kommen; Einschüchterung ist alles! |
Frustrationsbewältigung
|
|
Wie auch immer die Erfolgsstrategie angelegt ist, eines
gibt es doch zu bedenken: Das Spiel sitzt uns zwar wie eingangs bemerkt
in den Genen, aber im Gegensatz zum Urmenschen werden wir nach dem Sieg
nicht unmittelbar belohnt. O.k., man bekommt einen Punkt zugeschrieben,
aber das bemerkt man in der Gruppe kaum.
Also bleibt selbst nach dem Sieg noch ein gewisses Frustrationsgefühl
übrig, das von namhaften Wissenschaftlern auf den Umstand zurückgeführt
wird, dass es einfach heutzutage nicht gutgeheißen wird, die Früchte
des Erfolges kompromisslos einzufordern. Früher hingegen war es Usus,
dem Weibchen der Wahl die siegreiche Keule auf den Kopf zu schlagen oder
sich über das erlegte Mammut als erster herzumachen. Da wir diesen
spontanen Zugang durch kulturelle und sittliche Konventionen verlernt
haben, gibt es nur einen Weg diese Gefühl der Leere nach einem überstandenen
Combat zu begegnen: Eine neue Runde Keulenkampf! |
Helden
|
|
Natürlich gebiert solch ein Spiel Helden! Wir österreichischen
Jongleure dürfen mit recht darauf stolz sein, dass ein Combat-Meister
unser schönes Land zur Wahlheimat erwählt hat: RW (Name der Redaktion
bekannt) zeichnet sich durch überragende Fangtechnik und blitzschnelle
Attacken aus. Gegen ihn zu gewinnen, ja das ist Balsam für's Ego! Wer den Eindruck nun gewonnen hat, dass dieses Spiel eher maskuline Züge trägt, der mag nicht ganz unrecht haben. Aber auch beim Combat gibt es Amazonen, die schon so manchen wackeren Kämpfer das Fürchten gelehrt haben! Hinweis für Adepten und Elevinnen: Dieser Sport wird von Anfängern mit drei Bällen trainiert. |
Ergänzendes:
The Survival of the Unfit |
|
Im dritten Jahrtausend hat sich im USI-Kurs Wien (Grimmgasse) eine sozialere Form des Combat entwickelt. Diese am Gemeinwohl orientierte Spielform hat den "Sozialpunkt" ins Leben gerufen. Dabei gibt es ein leicht verändertes Regelwerk: Ziel ist es fünf Siegpunkte zu erreichen. Begonnen wird wie oben beschrieben. Jedoch nachdem eine Person den ersten Siegpunkt errungen hat, bekommen alle anderen zwei Leben. Diese zwei Leben ermöglichen auch schwächeren Spielern Erfolge einzufahren und natürlich gibt es damit auch mehrere taktische Möglichkeiten. (z.B. Kamikazeangriffe auf den Führenden). Die zwei Leben haben nur jene, die am untersten Level der Anzahl von Siegpunkten sind. Wenn nur mehr zwei Spieler zwei Leben besitzen und einer davon kann eine Runde gewinnen und hat somit einen Siegpunkt errungen, so bekommt der einzig verbliebene Spieler auch einen Punkt: Den Sozialpunkt!
Wenn alle Spieler die gleiche Anzahl von Siegpunkten haben, gibt es natürlich keine zweiten Leben. Diese Spielform ermöglicht schwächeren Spielern mehr Erfolgserlebnisse und für Spieler auf höherem Niveau bieten sich viel mehr Herausforderungen, da es natürlich wesentlich schwieriger ist, sich als Führender durchzusetzen. |
Teamcombat
|
|
Man kann den Keulenkampf natürlich auch mit Teams spielen. Punkte werden an das Team vergeben, welches zum Schluss noch einen, oder mehrere Spieler hat, die noch jonglieren. Für jeden dann noch jonglierenden Spieler gibt es einen Punkt. Das Spiel gewinnt jenes Team, welches die vorher vereinbarte Zahl an Punkten erreicht. |
Königscombat
|
|
Auch ein Form des Teamcombats. Jedes Team ernennt einen König. Dieser wird beschützt, während man versucht den gegnerischen König zu schlagen. Ein Angriff ist nur dann erfolgreich, wenn der Angreifer nach der Attacke noch jongliert und seine Jonglage sauber beendet. (Clean Finish) |
Diese Spiel mit dem schwierigen Namen ist, zumindest in
der Grundform, ganz einfach. Die Spieler stehen im Kreis, idealer Weise
so etwa 5-8 Personen. Jeder Spieler hat 2 Bälle (Beanbags) in den
Händen, nur ein Spieler hat noch einen dritten Ball. Dieser Spieler
wirft mit der Hand, in der er noch einen zweiten Ball hält, einen
Ball zu einem Mitspieler. Der Wurf soll möglichst genau sein und
auf jeden Fall eine hohe Flugbahn besitzen, sodass der Fänger genügend
Zeit hat zu reagieren. Der Fänger sollte einen seiner Bälle rechtzeitig und wiederum in einem hohen Bogen zu einem Mitspieler werfen und möglichst den zu ihm geworfenen Ball fangen. Das Fangen ist aber nicht wichtig! Ziel des Spieles ist es, dass ständig ein Ball von einem Spieler zum anderen geworfen wird. Geworfen wird vor dem Fangen! Falls ein Ball nicht gefangen wird, macht das nichts, da ja der Spieler noch einen zweiten Ball in der anderen Hand hat. Er kann also weiterspielen und, wenn er gerade nicht angespielt wird, versuchen den verlorenen Ball wieder aufzuheben. Diese Form von Free Flow Oddgod eignet sich hervorragend für Anfänger. Man lernt viel über Timing, Augen-Hand Koordination und Einsatz der nicht-dominanten Hand. Anfangs dauert es einige Minuten bis ein Spielfluss entsteht, aber da sollte man sich nicht entmutigen lassen! Nach ca. zehn Minuten bekommt das Spiel seinen Rhythmus und es macht wirklich viel Spaß. Die Leistungsorientierten unter uns können dann mitzählen, wieviele Würfe geschafft werden. Ein Fehler ist es, wenn der ankommende Ball gefangen wird, bevor ein anderer geworfen wurde. Man kann, wie gesagt, auch im Spiel bleiben ohne zu fangen; man muss nur rechtzeitig einen Ball werfen! |
Advanced Level
|
|
Natürlich kann auch bei diesem Spiel dem Drang zur
Übertreibung gefolgt werden und dann gibt es noch einen zusätzlichen
Ball! Das bedeutet, dass zwei Spieler mit drei Bällen beginnen, einen
Ball in oben beschriebener Weise zu den Mitspielern zu werfen. Logischerweise
kann es dann vorkommen, dass zwei Bälle zu einem Spieler geworfen
werden, der dann seine beiden Bälle loswerden muss, um die ankommenden
Bälle zu fangen. Das erfordert ein gutes peripheres Sehvermögen
und schnelle Reaktion. Auch das Fangen ist bei dieser Variante wichtig,
da es nicht gut möglich ist zwei Bälle zu werfen, wenn man einen
verloren hat. Alles in allem ist das Spiel meiner Meinung nach herzinfarktfördernd, da man in übelster Weise in einen Zustand des Dauerstresses gebracht wird. Ich habe bisher noch kaum erlebt, dass diese Variante auch wirklich gut, d.h. längere Zeit funktioniert. Der Grund liegt darin, dass die Würfe zu ungenau werden und sich plötzlich mehrere Spieler berufen fühlen, Bälle zu werfen. Das führt dann natürlich dazu, dass mehr als zwei Bälle durch die Luft fliegen, und zum raschen Ende des Spiels. Aber sicherlich gibt es auf diesem Planeten Individuen, die auch diese Form des Dauerstresses genießen und eine gewisse Perfektion erreichen konnten. Ich empfehle auf jeden Fall diese Variante auszuprobieren und sei es nur, um dann mit größerem Genuss die einfachere Version zu spielen. |
Mario
Filzi (Maria Anzbach, Niederösterreich) ist Jongleur, Jonglierlehrer
und Fachhändler für Artistikgeräte. Die Propagierung
von Jonglier- und anderen artistischen Spielen ist ihm in seinen Kursen
ein wichtiges Anliegen. Zum Thema "Jollyball" siehe auch:
Regeln für das Jollyballspiel und
Wiener Jollyballregeln.
Alle Rechte verbleiben beim Autor. Veröffentlicht mit seinem Einverständnis. Jänner 2001, "Ergänzendes" zum Abschnitt "Keulen-Combat": Mai 2018. |