Verfasst von Barbara (barbara . h [AT] gmx . at) am 24. März 2006 um 09:55:09:
alle jahre wieder geht der zirkus sapperlot auf tour und ist offen für jeden, der auf der bühne etwas präsentieren möchte.
subjektiv kann ich nur sagen: jeder der zeit hat - mitfahren!! (weil's mir letzten sommer so furchtbar gut gefallen hat), um aber auch objektive information zu geben, kopiere ich noch einen infotext von thorsten her, der schon fünf mal mit auf tour war.
...und fotos vom letzten jahr gibts hier: http://www.flickr.com/photos/60025334@N00/sets/72057594088995929/
Hallo liebe Sapperlotinteressenten!
Dieser Informationstext will euch über Circus Sapperlot e. V. informieren und eine Entscheidungshilfe dafür sein, ob ihr eine oder vielleicht mehrere Touren mitmachen wollt. Dabei ist dieser Text natürlich subjektiv und basiert auf den Erfahrungen und Erlebnissen meiner 5 Touren. Der Einfachheit halber schreibe ich in der männlichen Form.
1. Was ist Circus Sapperlot?
Der Circus Sapperlot e. V. wurde als Projekt der Pädagogischen Hochschule Freiburg gegründet und zog 1984 das erste Mal auf Tour; das heißt 2004 wird es bereits die 22. Tour sein! C.S. tourt immer 4 Wochen lang mit einem gemieteten Zirkuszelt im ca. 120 km-Radius um Freiburg im Breisgau und spielt dabei in 3 -4 Städten. Dabei ist Freiburg immer die letzte Spielstadt und Höhepunkt der Tour.
2. Wer kann mitmachen bei C.S.?
Grundsätzlich jeder, der die kompletten 4 Wochen, einschließlich 4 Probenwochenenden vorher Zeit hat. Wer dabei auf der Bühne stehen will, muss seine Nummer zu Tourbeginn fertig haben! Dabei ist es egal, ob jemand Amateur oder Profi ist; wirklich jeder, der motiviert ist, kann mitmachen. Motivation muss allerdings tatsächlich da sein. Ein "ich-weiß-nicht-was-ich-sonst-im-Sommer-machen-soll" reicht nicht aus! Einzig und allein bei der Liveband hat die Erfahrung gezeigt, dass hier nur wirklich Geübte mitspielen sollten! Es können aber auch Leute mitgehen, die nicht auf der Bühne stehen wollen, dafür aber eine der Aufgaben wie Lichttechnik, Küche, Presse, etc. übernehmen.
3. Was wird gezeigt?
An Nummern kann alles gezeigt werden, was von der Bühne her möglich ist (siehe 11.): Nicht nur Artistik, sondern auch Tanz, Gesang, Theater, Comedy, Absurdes, alles was euch einfällt. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass es eine Nachmittagsvorstellung (sehr viele Familien mit Kindern) und eine Abendvorstellung gibt, in denen das Programm auch unterschiedlich sein sollte. Deshalb ist es gut, sich schon vorher zu überlegen, ob man vielleicht zwei verschiedene Versionen seiner Nummer spielt, oder sie nachmittags oder abends vielleicht gar nicht spielt.
4. Wie ist der grobe Tourablauf?
Anfang Mai ist auf einer Schwarzwaldhütte das Kennenlernwochenende. Hier sieht man die, die auch mitwollen, kann sich gegenseitig beschnuppern, ein Motto der Tour wird festgelegt (seit den letzten ca. 8 Jahren hat es sich eingebürgert, dass es eine mehr oder weniger feste Geschichte gibt, in die die einzelnen Nummern eingebunden sind), Organisatorisches wird besprochen und Aufgaben (siehe 7) werden verteilt. Nach dem Kennenlernwochenende soll sich jeder entscheiden ob er mit will und einen symbolischen "ich-gehe-mit-Beitrag" von 50,- € zahlen, den er am Ende der Tour zurückerhält. Sollte jemand NICHT aus schwerwiegenden Gründen (wie zum Beispiel Krankheit, Verletzung, etc.) vor der Tour abspringen, wird dieser Beitrag einbehalten, da derjenige dadurch die Tour gefährdet. Es ist nämlich so, dass eine Tour mit weniger als 20 Leuten (wegen dem hohen Arbeitsaufwand) nur schwierig möglich ist und womöglich ins Wasser fällt. Ende Mai, Juni und Juli sind dann in einer kleinen Turnhalle drei Probenwochenenden, wobei sich an das letzte dann direkt die Tour anschließt. Montag und Dienstag, vielleicht noch Mittwoch sind Aufbautage. Mittwoch bis Freitag sind intensive Probentage und Samstagnachmittag ist Premiere. In den ersten drei Städten gibt es jeweils 4 Spieltage, dazwischen liegen immer ein Umbau-, und ein Erholungstag. In Freiburg gibt es 6 Spieltage (eventuell einen Reflektionstag) und zum Schluss dann der Abbautag. Insgesamt sind es 16 Nachmittags- und 18 Abendvorstellungen.
5. Wie alt muss ich sein, um mitmachen zu können?
Eine schwierige Frage, die ich am liebsten unbeantwortet ließe. Spontan würde ich sagen: 18 Jahre. Da aber 18 nicht gleich 18 ist, ist es wie gesagt schwierig. Also: jeder, der mitgeht muss weitgehend selbstständig sein und auf sich selber aufpassen können. Bei Sapperlot gibt’s keine Betreuer! Da aber ein hochmotivierter 17-Jähriger geeigneter als ein unselbstständiger 19-Jähriger ist, kommt ihr am Besten zum Kennenlernwochenende und seht, ob ihr in die Gruppe passt. Das Durchschnittsalter bei Sapperlot würde ich zwischen 24 - 30 schätzen, wobei die Altersspanne so ca. von 17 - 45 Jahren reicht. in der Regel gehen bei einer Tour so zwischen 20 - 28 Leuten mit, wovon ca. 20 - 50% "Alte" (Leute, die schon mal dabei waren) sind.
6. Basisdemokratie
Bei Sapperlot gibt es keinen Chef; die Entscheidungen werden von der
jeweiligen Gruppe gemeinsam im Plenum getroffen. Ob in der Praxis wirklich alles im Plenum entschieden wird, oder ob z. B. Kleingruppen/Einzelne zur Entscheidung vom Plenum beauftragt werden, hängt immer von der jeweiligen Gruppe ab.
7. Aufgaben
Es gibt bei Sapperlot verschiedene Aufgaben, und jeder der mitfährt, ist für eine oder mehrere verantwortlich. Die Aufgaben sind zum Beispiel: Licht, Plakate, Getränke, Küche, Transport, Kasse, Zeltaufbau , etc.
"Verantwortlichsein" heißt nicht, dass derjenige alles selber machen muss. Aber er muss dafür sorgen, dass dieser Bereich funktioniert. Z.B. muss der Küchenmensch nicht ständig selber kochen; aber er muss wissen, was gekocht wird, ob dafür noch eingekauft werden muss, wer kocht, wer Kartoffeln schält, ob noch Gas da ist, usw. Und er muss sich für alles, was er nicht alleine machen will, Leute suchen. Es ist meistens auch nicht nötig, dass man in seinem Bereich Vorerfahrung hat, solange man gewillt ist, sich rechtzeitig schlau zu machen und die Aufgabe ernst nimmt. Hier ist es oft sinnvoll, sich vor der Tour mit dem "Aufgabenvorgänger" zu unterhalten. In der Praxis, gerade bei Touranfang, sieht es dann so aus, dass besonders die "Alten" gefordert sind, die viel erklären und anleiten müssen.
8. Die Unterbringung
sieht in der Regel so aus, dass jeder ein Privatzelt mitbringt, welches dann neben dem großen Zelt aufgebaut wird. Wer keins hat oder bei niemandem einen freien Platz findet, der kann auch auf der Bühne schlafen (was aber möglicherweise sehr spät wird). Wohnmobile, etc. können zwar mitgebracht werden, dürfen aber nicht auf dem Rasen (meistens städtische Parkanlagen) abgestellt werden, und stehen dadurch etwas abseits in angrenzenden Straßen.
Apropos Autos: Privatautos sind übrigens unbedingt nötig für die Tour! Wer also eins mitbringen kann, soll dies tun! Es wird von Sapperlot das Benzin und eine Kostenpauschale gezahlt.
9. Kostet mich Sapperlot etwas?
Eventuell! Alles, was mit der Verpflegung zu tun hat, wird selbstverständlich bezahlt. Dann werden in der Regel die Hin- und Rückfahrkosten zur Tour bezahlt. Dies entscheidet jedes Jahr neu die jeweilige Gruppe. Ebenso, ob vielleicht alle Anfahrten zu Probewochenenden bezahlt werden. Deswegen hebt schon mal prophylaktisch alle Quittungen auf. Normalerweise kann dies aber erst auf dem Nachtreffen mit der Endabrechnung bezahlt werden.
10. Verdiene ich etwas bei Sapperlot?
Leider ein klares Nein! Selbst bei Gewinn (und in den letzte 8 Jahren haben wir immer Gewinn gemacht; von den Jahren vorher bin ich nicht informiert) wird dieser nicht ausgezahlt (als gemeinnütziger Verein dürfen wir dies nicht), sondern für Neuanschaffungen, Spenden und vor allem als Rücklage für ein eventuelles Minus im darauffolgenden Jahr verwendet. So startet auch die Tour 2004 mit einem Polster von ein paar tausend Euro. Wenn wir darüber hinaus Minus machen sollten, können wir bei der Stadt Freiburg Zuschüsse beantragen. Sollte dies aber immer noch nicht reichen und wir nirgendwo Spenden auftreiben, dann wird der Verlust auf die an der Tour Beteiligten umgelegt. Wobei ich die Chance, dass dieser Fall eintritt, so etwa bei 1:100 ansiedeln würde, wenn ich sehe, wie viel Plus wir die letzten Jahre gemacht haben!
11. Persönliche Einschätzung
Zu guter Letzt meine persönliche Einschätzung und vielleicht auch Ratschlag zu Sapperlot:
Mich hat Sapperlot sehr bereichert: an tollen Menschen und an guten und schwierigen Erfahrungen. Jedenfalls ist Sapperlot eine unglaublich intensive Zeit, in der man wie in einer eigenen Welt lebt und von der übrigen Welt kaum etwas mitbekommt. Sapperlot ist kein Urlaub! Da es viel Arbeit gibt, kann es sehr anstrengend sein, was aber im nächsten Moment immer wieder durch irgendetwas Tolles wettgemacht wird.
Mein Fazit in einem Satz:
Sapperlot ist einfach unglaublich geil und ziemlich anstrengend!
Da mein Herz nach fünf Touren sehr an Sapperlot hängt, stehe ich gerne für Fragen zur Verfügung ( 030 / 61 62 16 49 )
Thorsten