Re: Außenkreis vs. Innenkreis


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Verfasst von Wolfgang Schebeczek am 07. März 2005 um 00:54:29:

Als Antwort auf: Außenkreis vs. Innenkreis verfasst von Sternwart am 04. März 2005 um 10:26:43:

Sternwart schrieb:

: Der Begriff "Außenkreis" wird offensichtlich üblicherweise
: für die Flugbahn innen werfen - außen fangen verwendet, [...]

: Ich habe das bisher immer als "Innenkreis" bezeichnet,
: was ich logischer finde, weil man "Innenwürfe" macht.
: Klar - "Außenkreis" bezieht sich auf das Fangen, aber
: bei der Kaskade sagt man ja auch zur Rückwärtskaskade,
: die mit Außenwürfen jongliert wird, manchmal "Außenkaskade".
: Was meint Ihr dazu?

und Holger ergänzte:

: Das ist so ähnlich wie Nordwind - kommt der Wind von Norden
: oder bläst er noch Norden. Nachdem unter Nordwind im allgemeinen
: Wind von Norden gemeint ist, sind für mich die Außenkreise
: auch Kreise von außen.

Ich fürchte, mit Logik kommt man hier nicht all zu weit. Denn die Begriffe "innen" bzw. "außen" machen in Zusammenhang mit "Kreis" eigentlich gar keinen Sinn. Auf einer Kreisbahn bewegen sich bei jedem Umlaufsinn des Kreises die Bälle sowohl von innen nach außen als auch von außen nach innen. Auch Holgers Nordwindanalogie passt erst, wenn man nicht von "Innen-" und "Außenkreisen", sondern von Teilen der Kreisbahnen spricht, z. B. den Wurfbahnen ("Innen-" und "Außenwürfe"). Vermutlich ist die von Sternwart erwähnte Bezeichnung "Außenkaskade" aus "Außenwurfkaskade" entstanden. Ohne dieses -wurf- macht auch "Außenkaskade" genau so wenig Sinn wie "Außenkreis", wobei natürlich zunächst auch noch der "Außenwurf" (wie der Nordwind) mehr oder weniger willkürlich definiert werden muss.

Aber ich gebe Sternwart Recht: Wenn die Bezeichnung Innenkreis/Außenkreis verwendet werden soll, wäre es im Hinblick auf die "Außenkaskade" eher konsistenter, die Ballbahnen bei der Fontäne als Innenkreise zu bezeichnen und bei der Rückwärtsfontäne als Außenkreise. Dass es in der Literatur zumeist anders herum ist, ist auf Finnigan's Buch "Complete Juggler" zurückzuführen. Finnigan hat den Begriff outside circles bzw. inside circles geprägt und die deutsche Übersetzung von Gabi und Paul war lange Zeit die Basis der deutschsprachigen Jongliernomenklatur. Warum Finnigan die Bezeichnungen so und nicht andersherum vergeben hat, geht nicht aus dem Buch hervor. Carlo hat jedenfalls in seinem "Juggling Book", das einige Jahre vorher erschienen ist, die Präferenzen anders gesetzt: Er nannte das 2-Ball-Muster der Fontäne bzw. der Rückwärtsfontäne Inside pattern bzw. Outside pattern.

Am besten ist es aber, auf die Bezeichnungen Innen- und Außenkreise ganz zu verzichten. Sie suggerieren, selbsterklärend zu sein, sind es aber nicht. Und wie Sternwart festgestellt hat, sind sich die JongleurInnen nicht einig darüber, was was ist. Bezüglich "Fontäne" bzw. "Rückwärtsfontäne" gibts keine Uneinigkeit und die Bezeichnungen machen erst gar nicht den Versuch, den Umlaufsinn der Ballbahnen mitzuteilen. Der Umlaufsinn ist eine vertrackte Sache und lässt sich nicht gut in einem Wort beschreiben (außer man nimmt Bezug auf Dinge mit gleichem Umlaufsinn wie Uhren, Schraubenzieher etc.) , also verzichtet man besser gleich darauf.

wolfgang

P.S.: Natürlich hat auch der Name "Fontäne" seine Tücken. Z. B. stellt sich die Frage, ob die Fontäne im Genfer See wirklich eine Fontäne oder eigentlich eine Rückwärtsfontäne ist. Da sie eigentlich nur das halbe Muster spielt/spritzt und der Jongleur nicht sichtbar ist, ist das nicht eindeutig zu beantworten. Es hängt davon ab, ob man von der Schweiz oder von Frankreich aus schaut, ob Südwind oder Nordwind (sic!) bläst und ob der Genfer Fontäneur Links- oder Rechtshänder ist.





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