Verfasst von Laszlo (laszlo . pinter [AT] a-topmail . at) am 09. August 2000 um 21:10:34:
Als Antwort auf: jongliermeisterschaft verfasst von janosch rabiatov am 21. Juli 2000 um 22:43:41:
Ich finde diese Thematik sehr spannend, weil wieder einmal zwei extreme Pole jongleuristischen Selbstverständnisses angesprochen sind. Man könnte die zwei Extreme den Kunst-Ansatz und auf der anderen Seite den Sport-Ansatz nennen. Was oft verschwiegen oder aus Nachlässigkeit vergessen wird ist, dass es dazwischen noch tausende andere Formen eines solchen Selbstverständnisses gibt, was gleichzeitig die Vielfalt jonglierender Seelen ausmacht: jeder Mensch hat andere und oft mehrere Gründe, warum er jongliert (Spaß, Beruf, Hobby, Streben nach künstlerischem Ausdruck, Pflicht, Zwang, Geltungsdrang, sozialer Aspekt...).
Eine wirklich fruchtbare Diskussion lässt sich meiner Meinung nach nicht bzgl dessen führen, ob wir "Jongliermeisterschaften" brauchen oder nicht! Denn ich denke, jeder, dem das wirklich wichtig genug ist, soll so etwas wie "Meisterschaften" planen und durchführen!
Wesentlich spannender finde ich es, sich zu überlegen, was "Meisterschaften"/"Wettbewerbe" bewirken können und in welcher Hinsicht wir aus ihnen als Jongleure einen Nutzen ziehen und in welcher Hinsicht sie uns schaden können.
Ich finde es zB sehr spannend bei Jongliertreffen gelegentlich Spiele wie Keulen-Combats, 5-Ball Wettbewerbe usw zu "veranstalten" - und zwar aus folgenden Gründen:
- man kann seine Lernfortschritte recht gut beobachten, wenn man regelmäßig mit anderen zusammen trainiert (und eine "Meisterschaft" hat zweifelsohne Trainingscharakter)
- man lernt mit einer gewissen Spannungssituation (=Wettbewerb) jonglierenderweise umzugehen: spätestens auf einer Bühne merkt man um wieviel es einfacher ist in den eigenen vier Wänden eine Ballroutine zu jonglieren
- Wettbewerbe können (sonst sollte man ohnehin nicht an ihnen teilnehmen) tatsächlich auch Spaß machen ohne dass man dabei die "Gewinner" auf Podeste stellen und die "Verlierer" in die Ecke verweisen muß
- es gibt Jongleure, die in Wettbewerbssituationen bessere Leistungen als sonst bringen (ebenso wie manche Sportler) und für die solche Wettbewerbe einen motivierenden Lerneffekt haben
- Wettbewerbe sind eine Form des "Miteinander-Jonglierens", wo man sich konkret mit einander auseinandersetzt (einander spielerisch bewertet, lobt etc): dh wichtige soziale Prozesse können dadurch in Gang gesetzt werden.
Ich glaube, dass "Meisterschaften"/"Wettbewerbe" uns Jongleuren aber sehr wohl auch schaden können, wenn wir sie in falscher Form einsetzen und mit falschen Inhalten füllen, nämlich dann, wenn folgende Aspekte in den Hintergrund gedrängt werden:
- Spaß
- Lernen und Motivation durch spielerischen Wettbewerb (im Gegensatz zu Konkurrenz)
- Soziales Lernen