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Jonglieren und Kinder - eigentlich kein Problem.
Jonglieren mit Kindern - theoretisch auch kein Problem! In der Praxis ist es allerdings nur Kraftjongleuren zu empfehlen, wirklich mehr als ein Kind zu jonglieren. Die Ein-Kind-Jonglage ist sowohl allein als auch zu mehreren (jede Person ist quasi l Hand) lange und gut durchführbar. Tricks wie Schrauben und Salti machen sich recht gut dabei - sofern das Kind mitspielt. Doch ich glaube, Jonglierkinder sind einiges gewöhnt. Meist schon pränatal vorbelastet (hab ich vielleicht doch zu oft in der Schwangerschaft den Feuerstab gedreht?), werden sie auch später allzu oft mit verschiedenster Artistik konfrontiert. Böse Zungen behaupteten ja, mein Kind werde mit Stelzen an den Füßen, Keulen in der Hand, vielleicht noch einen Devil-Stick auf der Nase balancierend zur Welt kommen. Aber besser Stelzen als Ski, letztere stehen nämlich quer. Wie dem auch sei, ich hab mir Tick zum Anlaß genommen, einmal meine Erfahrungen zu Papier zu bringen. |
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Es gibt nämlich tatsächlich Menschen, die meinen, daß Schwangerschaft und Kinder mit Jonglieren nicht vereinbar sind. So ein Blödsinn! Es war klar, daß ich in der Schwangerschaft nicht Einrad fahren lernte, auf Trapez- und sonstige Akrobatik verzichtete (es war für manche Leute schon Wahnsinn, daß ich bis ins 7. Monat auf Stelzen stand, für mich war's o. k.), aber jonglieren geht immer. Eigentlich soll frau die Zeit wirklich nützen und möglichst viele Tricks lernen. Die Schwangerschaft bietet auch vollkommen neue Möglichkeiten. Es gibt keine bessere Gelegenheit Kick-ups zu üben, beim Passen gut zu fangen und genau werfen zu lernen oder sich neue Tricks zu überlegen (bauchbedingt)! Z. B. die "Chin Roll" kann zur "Belly Roll" werden, bauchgefährdende Tricks verlagern sich zur Seite und auch Bauchbalancen machen sich recht gut. Ob die Durchführung dieses Tricks dann an zu wenig Übung, mangelndem Können oder einfach an einem zu kleinen Bauch scheitert, sei dahingestellt. Es ist auch egal, denn ist das Kind mal da, sind sie auch wieder hinfällig.
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Meine Mutter bekommt regelmäßig 3 Bälle in die Hand gedrückt. Matthias setzt sich dann erwartungsvoll vor ihr hin und schaut... und staunt, daß es auch Leute gibt, die nicht jonglieren können. Ist mit einem Baby bei Jongliertreffen alles noch fast so wie vorher, die große Veränderung kommt mit der Mobilität. Wer anfangs brav auf Decken und Turnmatten geschlafen hat, ist plötzlich unterwegs zwischen übenden Jongleuren und herabfallenden Requisiten. Wenn ich üben will, steht er plötzlich neben mir und umarmt mein Bein. Zuerst wurde nur nach mir gerufen, jetzt werde ich geholt. Jongleusen und Jongleure entpuppen sich großteils als kinderfreundlich. Es ist immer wieder toll, wenn mein Sohn beschäftigt wird, diverse Rucksäcke ausräumt, Bälle verschleppt, neue Tricks mit verschiedensten Requisiten erfindet (in Insiderkreisen wird er bereits der "kleine Gatto" genannt), ... ich hebe dann heimlich meinen aus der Hand gerissenen Devil-Stick auf und freue mich, wenn ich mich ihm wenigstens ein paar Minuten voll widmen kann. Ich darf ja eigentlich nichts ohne meinen Sohn machen (meint er). Er paßt auf mich auf - und auf ihn das Glück. Bis jetzt blieb er von herunterfallenden Dingen weitgehend verschont. Ich hab mir ja sagen lassen, daß es Kinder gibt, die ihre teuer erstandenen Jonglierhelme aufbehalten. Meines ist keines von denen. Das Keulen-Trauma bleibt ihm hoffentlich auch so erspart. Der Sommer mit den Wiesentreffen und Matthias' zunehmende Selbständigkeit wird unsere Situation sicher wieder um einiges verändern (verbessern?)! Speziell über die Feuer-Jongliertreffen am Donaukanal mache ich mir schon Gedanken: Der Kleine wird von den brennenden Fackeln magisch angezogen, und ich habe ihn schon knapp vor der Petroleumflasche gerettet. Und ich hoffe sehr, daß der Wettbewerb "Was gibt's Neues im Donaukanal"[*] nicht von nach einem Kind tauchenden Jongleuren weitergeführt wird. |
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Irene Göd (Steyr/Wien, dzt. Neuseeland) ist Jongleurin und zweifache Mutter und kann sichtlich beides gut miteinander verbinden. Das Bild zeigt ihren Sohn Matthias, der bei einem Jongliertreffen gerade ein Diabolo requiriert hat und es interessiert studiert. (Und nein, beim Donaukanalwettbewerb hat er nicht mitgemischt.)
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Martin Hammer (Wien) liebt Jonglieren (vor allem mit dem Devilstick) und Fotografieren und "schafft es manchmal sogar, beides zu verbinden" (O-Ton Martin).
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Weitere Beiträge auf den Webseiten von jonglieren.at: siehe: Index: Göd, Irene bzw. Index: Hammer, Martin
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Alle Rechte verbleiben bei Autorin bzw. Fotograf. Veröffentlicht mit deren Einverständnis und mit freundlicher Genehmigung von Artis-Tick. Jänner 2002.
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